Über Sexualität im Alter wird oft nur mit vorgehaltener Hand gesprochen. Sexualität in Verbindung mit Demenz ist ein noch größeres Tabuthema und dazu noch mit Peinlichkeit behaftet. Doch ist es für viele Erkrankte häufig ein schmerzhafter Verlust, die Sexualität nicht mehr ausleben zu können. Viele pflegende Ehepartner hätten gerne weiterhin eine sexuelle Beziehung mit ihrem demenzkranken Partner.

Es entstehen leicht Schuldgefühle („Ist es in Ordnung, wenn ich ihm noch näher komme oder bin ich selbstsüchtig?“). In unserer Gesellschaft wird Sexualität oft nur auf Geschlechtsverkehr reduziert, doch Sexualität hat viele Facetten. Dazu gehört auch der Wunsch nach Nähe und Zärtlichkeit, um so Liebe und Trost zu vermitteln. Dies gibt dem Paar Halt und Geborgenheit in einer Lebensphase, die stetig mit Verlusterfahrungen und Ängsten einhergeht.

Bei einer frontotemporalen Demenz ist sexuelle Enthemmung mit einer selbstüberfordernden Triebhaftigkeit Ausdruck des Krankheitsbildes. Dies führt dazu, dass Erkrankte sich anders verhalten als Sie es gewohnt sind. Sie können den Sexualtrieb nicht mehr bewusst kontrollieren. Hier ist es notwendig, moralische Grenzen zu überwinden, wenn es beiden in der Beziehung gut tut; aber auch Grenzen zu setzen, wenn der Sexualtrieb des Erkrankten oder des Angehörigen als belastend empfunden wird.

Sobald einer von beiden sich überwinden muss, sollte man genau prüfen, wie weit man gehen möchte oder gehen kann. Um das Zusammenleben weiterhin so angenehm wie möglich zu gestalten, raten wir Ihnen, dieses Empfinden ernst zu nehmen und sich gegebenenfalls abzugrenzen.

Handlungshilfe Sexualität im Alter

  • Was tun bei vermehrtem Bedürfnis nach Zärtlichkeit?
    Geben Sie Nähe und stellen Sie Körperkontakt her: Nehmen Sie sich in den Arm oder streicheln Sie sich. Sie können auch über Pflegehandlungen wie Waschen des Rückens, der Arme und Beine, Eincremen oder Massagen das Bedürfnis nach Zärtlichkeit stillen. Wenn Körperkontakt nicht üblich war oder ist, geben Sie mehr Zuwendung.
  • Was tun bei Selbstbefriedigung bei Menschen mit Demenz?
    Lassen Sie Selbstbefriedigung zu, soweit er/sie sich nicht selbst gefährdet. Schaffen Sie Raum für Intimitäten, damit andere in der Familie nicht belästigt werden. Stellen Sie ihm/ihr in speziellen Fällen entsprechende Kalender, Zeitschriften, Filme, Drogerieartikel oder sonstige Hilfsmittel zur Verfügung.
  • Sexualität als pflegender Partner oder pflegende Partnerin zulassen?
    Geben Sie nur Nähe, die Ihnen möglich ist, ziehen Sie gegebenenfalls aus dem gemeinsamen Schlafzimmer aus.
  • Was tun bei sexueller Hemmungslosigkeit von Menschen mit Demenz?
    Schauen Sie nach Ursachen (evtl. sind Medikamente Auslöser, Arzt/-in aufsuchen). Überlegen Sie, wie das Bedürfnis befriedigt werden kann (Sexualbegleiter, Pornohefte etc.). Falls nötig, sagen Sie ein deutliches „Nein, das will ich nicht!“ Bei Selbstgefährdung der Erkrankten sollten Sie eine/-n Arzt/-in aufsuchen (er/sie verschreibt ggf. ein Medikament). Nehmen Sie professionelle Hilfe in Anspruch.

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